Jubiläum Hannelore Höft

25-jähriges Dienstjubiläum – Interview mit Frau Höft

Kantorin Hannelore Höft feiert am 01. Februar 2022 ihr 25-jähriges Jubiläum in der Ev. Kirchengemeinde Unna

Liebe Frau Höft,

ich gratuliere Ihnen ganz herzlich zum 25. Dienstjubiläum! Seit einem Vierteljahrhundert erfüllen Sie den Kirchenkreis, die Stadtkirche insbesondere, mit Musik. 25 Jahre, das ist eine lange Zeit, oder? Wie kommt Ihnen das vor?

Mein Vorgänger, Martin Weimann, war 27 Jahre als Kantor an der Ev. Stadtkirche Unna tätig. Zu meinem Amtsantritt erschien mir das als eine sehr, sehr lange Zeit. Nun kann auch ich schon auf ein Vierteljahrhundert meines Wirkens in Unna zurückblicken und stelle mit einer gewissen Verwunderung und ein bisschen Wehmut fest: „Kinder, wie die Zeit vergeht.“

 

Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Arbeitstag? Wie war der Beginn für Sie?

An meinen ersten offiziellen Arbeitstag habe ich nur eine vage Erinnerung, war er doch ein Samstag. An diesem dürfte ich mich auf meinen ersten Sonntagsgottesdienst vorbereitet haben. Nachdrück-licher ist mir meine erste Probe mit der Kantorei in Erinnerung geblieben, die ich einige Wochen vor meinem Amtsantritt in Urlaubsvertretung meines Vorgängers halten durfte. Sie fand seit Jahrzehnten und wie noch heute an einem Freitagabend statt. Damals lebte ich mit meiner Familie noch in Hildesheim. Als ich an diesem besagten Morgen aufwachte, stellte ich mit Erschrecken fest, dass ich auf Grund einer Erkältung keinerlei Stimme hatte. Wie sollte ich da eine Chorprobe halten? Absagen war und ist für mich aber immer nur Ultima Ratio und so reiste ich ohne Stimme nach Unna. Irgendwie würde es schon gehen. Mehr mit Zeichen und durch Körpersprache startete ich in die Probe und konnte erfreulicherweise feststellen, dass die Sängerinnen und Sänger mich auch tonlos verstanden und meine musikalischen Hinweise umsetzen konnten. Dies löste bei mir einen euphorischen Adrenalinschub aus und ich stieß zum Erstaunen meiner Kantorei und zu meinem Erschrecken einen gesungenen Juchzer aus.

 

Gibt es ein Ereignis, das Ihnen aus den 25 Jahren als Kirchenmusikdirektorin in besonders guter Erinnerung geblieben ist?  

 Ein einzelnes Projekt hervorzuheben fällt mir schwer, brennt mein Herz doch für jedes Aktuelle. Trotzdem möchte ich einige hervorheben: Da sind die Jubiläen von Kantorei und Posaunenchor 1999, 2009 und 2019 mit z.B. Bachs H-MOLL-MESSE oder Mendelssohns ELIAS, die szenische Aufführung von Händels SAMSON, die Uraufführungen mehrerer Auftragskompositionen, welche Matthias Nagel und Stephan Langenberg für unsere Chöre geschrieben haben, das Arvo Pärt Festival in Anwesenheit des Komponisten, die Landeskirchenmusiktage 2004, die Singspiele des Kinderchores und der Jugendkantorei, die Rundfunk- und Fernsehgottesdienste, zuletzt mit unserer Präses und jetzigen EKD-Vorsitzenden Annette Kurschus. Ich bin sehr dankbar, dass es mir möglich war, mit meinen Chören die unterschiedlichsten Projekte zu realisieren. Alle Projekte der letzten 25 Jahre waren nur auf Grund des großen Engagement aller Chormitglieder und dem Verständnis ihrer Familien möglich.

 

Ich stelle mir Ihren Beruf sehr anspruchsvoll vor – schön, aber auch anstrengend. Gibt es da etwas, was Sie besonders viele Nerven kostet bei Ihrer Tätigkeit?

Der Beruf des Kirchenmusikers, der Kirchenmusikerin erfordert eine große Vielseitigkeit. Zusätzlich zu den „normalen“ musikalischen Qualifikationen, die im Studium erlernt oder weiterentwickelt wurden, war und bin ich als Kantorin auch Ansprechpartnerin für persönliche Probleme der Chormitglieder und mütterliche Vertrauensperson für Kinderchor und Jugendkantorei. Anders als im Musikbetrieb an Theatern oder in Konzerthäusern ist man als KantorIn häufig nicht nur verantwortlich für die Konzeption, die musikalische Einstudierung und Durchführung der Konzerte, sondern auch für jeden einzelnen Schritt in der Organisation der Projekte wie z. B. die Erstellung eines Kostenplanes, der Auswahl und des Engagements der SolistInnen und Orchester, die persönliche Pressearbeit, die buchhalterische Abrechnung der einzelnen Konzerte und den Jahresabschluss des Konzertjahres. Dazu kommt selbstverständlich die Lobby- und Mitarbeit in den unterschiedlichsten Gremien der Kirchengemeinde und des Kirchenkreises sowie der politischen Gemeinde, die Abstimmung und Kontaktpflege mit dem Kulturamt und den anderen örtlichen und überregionalen Konzertanbietern. All diese Tätigkeiten nehmen einen Großteil meiner Arbeitszeit in Anspruch und können auch mal nervenaufreibend sein. Dagegen kann ich feststellen, dass mich meine Arbeit in meinen musikalischen Schlüsselkompetenzen die wenigsten Nerven kostet, denn Musik ist Erholung für meine Seele.

 

Hat sich Ihr Musikgeschmack über die Jahre eigentlich verändert?

Nein. Grundsätzlich hat mein Musikgeschmack sich nicht verändert. Er hat sich nur auf die Popularmusik erweitert, die in den letzten zwei Jahrzehnten Eingang in unsere kirchlichen Bezüge gefunden hat. Wichtig war und ist mir immer an erster Stelle die Qualität jeglicher Komposition und ihr geistlicher Inhalt, unabhängig welcher Epoche sie zugeordnet werden kann. Daher war es mir immer ein großes Anliegen, meinen Chören und unseren Zuhörern die Vielfalt der Musik in allen Stilrichtungen integrativ nahezubringen.

 

Wenn Sie heute noch ein Instrument lernen würden, welches wäre das?

Ich habe tatsächlich schon mal darüber nachgedacht, ob mich noch ein weiteres Instrument interessieren würde. Da ich nach dem obligatorischen Blockflöteneinstieg außer meinen Tasteninstrumenten Klavier, Orgel, Cembalo in meiner Jugend auch 7 Jahre Geigenunterricht genossen habe - was ich im Übrigen für meine Tätigkeit als Dirigentin im Umgang mit dem Orchester als sehr hilfreich erfahren habe -, meine Versuche auf den Blechblasinstrumenten eher als gescheitert betrachten möchte – was wiederum meine Posaunenchormitglieder zu einem verständnisvollen Lächeln veranlasst hat -  werde ich mich, sollte ich mal wieder mehr Zeit für mich selbst haben, intensiv mit meinen Tasteninstrumenten und meiner Stimme beschäftigen, die mir seit meinem Gesangsstudium unentbehrlich in meiner Arbeit mit meinen Chören ist.

 

Ein Jubiläum lädt nicht nur ein, zurückzuschauen, sondern lenkt den Blick auch nach vorn. Was sehen sie da? Haben Sie Wünsche für Ihre berufliche Zukunft?

Mein sehnlichster Wunsch wäre das Ende der Pandemie, um mit meinen Sängern und Sängerinnen, mit meinen Bläsern und Bläserinnen ohne Abstand und Sorge um die Gesundheit jedes Einzelnen, nur erfüllt von Freude, wieder Musik machen zu können. Habe ich doch für meine letzten Berufsjahre noch etliche wunderbare Werke auf meiner Agenda, wie z. B. in diesem Jahr aus Anlass des 700. Geburtstages unserer Stadtkirche die Unnaer Erstaufführung des Ökumenischen Oratorium EINS, welches im letzten Jahr auf dem 3. Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt uraufgeführt wurde. Dieses Werk gibt uns die Gelegenheit im gemeinsamen Musizieren unsere ökumenische Verbunden-heit mit den Chören von St. Katharina zu pflegen. Mit dem Blick nach vorne bin ich mir sicher, dass qualitativ hochwertige Kirchenmusik auch in ferner Zeit unverzichtbarer Bestandteil der Verkündigung in den Gottesdiensten und Konzerten unserer evangelischen Kirche sein wird.

 

Liebe Frau Höft, danke für dieses spannende Interview! Wir wünschen Ihnen alles Gute für Ihr weiteres Schaffen und danken Ihnen sehr für Ihr Engagement, mit dem Sie unsere Stadt und unsere Gemeinde seit 25 Jahren bereichern. Gott segne Sie!

 

Das Interview führte Pfarrerin Dr. Jula Well

 

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Unna: Ev. Stadtkirche Unna Pfarrerin Christiane Medias

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Unna: Ev. Stadtkirche Unna Hannelore Thomas