Jubiliert!

 

Andacht zum 3. Mai 2020

Jubelt, freut euch, singt es laut heraus: Christus ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden – dazu ermutigt uns der Sonntag „Jubilate“, den wir am 3. Mai feiern, auch und gerade in diesem verrückten, bedrohlichen, traurigen, schwierigen Jahr.

Wie kann das gehen?

Leihen wir uns die alten Worte des Psalms 126:

„Wenn Gott die Gefangenen Zions erlösen wird,

dann werden wir sein wie die Träumenden.

Dann wird unser Mund voll Lachens

und unsere Zunge voll Rühmens sein.

Dann wird man sagen unter den Heiden:

Gott hat Großes an ihnen getan.

Gott hat Großes an uns getan, des sind wir fröhlich.

Gott, bringe zurück unsere Gefangenen,

wie du die Bäche wiederbringst im Südland.

Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten.

Sie gehen hin und weinen und streuen ihren Samen,

und kommen mit Freuden und bringen ihre Garben.“

Wir beten:

Gott,

wir sehnen uns nach Leichtigkeit und Freude,

nach Träumen und Lachen

in dieser Osterzeit.

Stattdessen ist alles so schwer und bedrohlich,

wir machen uns Sorgen um uns und um unsere Lieben,

wir fühlen uns überflutet von Nachrichten und Informationen

aus der ganzen Welt,

wir wissen nicht, wie es weitergehen wird.

Lass uns deine Nähe spüren

in aller social distance,

zeige uns Wege zu Dir,

zu einander,

zur österlichen Freude!

Amen.

Jubilate-Gedanken

Heute Morgen wieder meldet mein Computer: „Sie sind nicht verbunden.“ Tja, dann bricht alles zusammen, meine Arbeit, meine Informationen, meine Kontakte… Und es ist ein Gefühl angesprochen, das ich öfter habe im Moment, nicht verbunden zu sein mit allem, was mich sonst ausmacht, die Internet-Zeitung am Morgen, die Videokonferenz mit Kollegen, die E-Mails von Freunden und von der Familie… nach jubeln ist mir grade eher selten zu Mute…

Da kommt mir der Bibeltext für den heutigen Sonntag gerade recht, er erzählt von einer großen Verbindung:

„Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater der Weingärtner. Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, wird er wegnehmen; und eine jede, die Frucht bringt, wird er reinigen, dass sie mehr Frucht bringe.

Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe.

Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibt.

Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.

Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt sie und wirft sie ins Feuer, und sie müssen brennen. Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren. Darin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und werdet meine Jünger.“ (Johannes 15,1-8)


Wie wunderbar, wenn ich das nachempfinden kann, eine Rebe am Weinstock Jesu zu sein, von Gott als Gärtner gepflegt!

Denn das ist auch eine Erfahrung, die ich in diesen Zeiten mache, unsichtbare Verbindungen tragen mich. Jemand ruft an und fragt, ob es morgen wieder Gottesdienst gibt in der Stadtkirche. Es steckt ein dicker Brief mit einer selbst genähten Maske im Briefkasten. Es kommt eine neue Audio-Datei mit fröhlicher und tröstlicher Musik. Eine Freundin lädt in ihren Garten zum Rhabarberkuchen ein. Es gibt einen Hoffnungszaun an der Kirchen-Baustelle – manche nehmen sich was mit, andere hängen auch was dran. Künstler*innen aus Unna melden sich und wollen eine Foto-Aktion starten und… und… und… Lauter Verbindungszeichen, lauter Gründe für österliche Freude und zum – mindestens innerlichen – Jubilieren.

Ich verstehe das Bild vom Weinstock und von den Reben als mystische Erfahrung.

Wie kann ich verbunden bleiben mit Jesu Wort?

In diesen Zeiten?

Mit Liedern und Texten, mit Menschen und Erfahrungen…

Wenn ich verbunden bin, spüre ich die Kraft, die mich durchströmt.

Dann bringe ich Früchte, bin ich kreativ, kann etwas geben, etwas beisteuern, etwas wachsen lassen, das anderen zur Freude wird.

Und wo bin ich hart und vertrocknet, was muss vielleicht abgeschnitten werden an aussichtslosen Versuchen, Sackgassen, die nicht weiter führen?

Kann ich mich neu darauf einlassen, dass Gott sich um mich kümmert? Mich zurecht bringt, mich beschneidet, altes verwirft und neues möglich macht?

Und all das gilt ja nicht nur für mich als Einzelne, sondern für uns alle, für die ganze Welt. Wir fragen uns manchmal, ob die Welt „nach Corona“ noch dieselbe ist wie vorher. Manches wird uns in dieser Krise viel bewusster: Wie gut wir es hier haben in unserem reichen Land. Und wie ungerecht doch auch hier bei uns vieles ist: Die wichtigen Berufe, von denen viele so schlecht bezahlt werden. Die Künstlerinnen und Künstler, die gerade große Sorgen und Probleme haben – und trotzdem neue Ideen entwickeln.

Noch größer die Ungerechtigkeit, wenn wir in andere Länder sehen: Die Flüchtlinge an Europas Grenzen, die Kriege, die auch jetzt nicht aufhören, die Lügen, mit denen sich manch Verantwortlicher herauswindet.

Ich hoffe, dass diese Zeit uns etwas lehrt, etwas erfahren lässt, was wir einfach vergessen hatten, oder verdrängt: Wir gehören alle zusammen, alle Menschen, die von Gott geschaffen sind, hier bei uns und überall auf der Welt. Wenn wir uns mit den organischen Bildern der biblischen Texte besser verstehen, dann lernen wir hoffentlich auch, was dieses organische Zusammenleben stärkt und was es stört. Was an vertrockneten Reben mal abgeschnitten werden kann und was Pflege und Aufmerksamkeit braucht, um besser wachsen zu können und bessere Früchte zu bringen – für uns und für alle.

Diese Hoffnung lässt mich jubilieren!

 

Wir beten:

Gott im Himmel,

Gott in meinem Garten,

Gott von Ostern,

Gott allen Trostes,

wir sehnen uns nach Verbindung mit Dir und mit anderen Menschen.

Wir denken an die,

die sich Sorgen machen, wie es weitergeht.

Wir denken an die Kranken,

die – den Tod vor Augen – alleine aushalten.

Wir denken an die,

die mit ihrer gefährlichen Arbeit

uns allen das Weiterleben ermöglichen.

Wir denken an die Menschen auf der Flucht

an Europas Grenzen und überall auf der Welt.

Verbinde du dich mit uns, mit deiner Liebe und deinem Geist.

Vater unser im Himmel.

Geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe,

wie im Himmel, so auch auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung,

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

Und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen

 

Gott segne dich und behüte dich.

Gott lasse das Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.

Gott erhebe das Angesicht auf dich und schenke dir Frieden.

Amen.

 

Pfarrerin Barbara Dietrich

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