Andacht zum Sonntag „Judika“ am 21.3.2021

Erstellt am 21.03.2021

Die heutige Andacht kommt von Pfarrerin Christiane Medias.

"Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben als Lösegeld für viele." (Mt 20,28)

Liebe Gemeinde,

in diesen Tagen werden viele Dinge, die lange Zeit nur allzu selbstverständlich erschienen, selten und deswegen auch kostbar. Wenn wir das zurückliegende Jahr noch einmal Revue passieren lassen, fällt den Meisten von uns etwas ein, was uns fehlt: Wie lange habe ich Niemandem mehr die Hand geschüttelt.  Freunde in den Arm genommen. Bin durch die Stadt gegangen und konnte in die unterschiedlichen Geschäfte gehen. Habe ein Restaurant oder Kino oder Theater besucht. Und wie selten sind selbst die Besuche von Verwandten und engen Freunden geworden…

Bei einem Friseurbesuch habe ich deutlich gespürt, wie selten in letzter Zeit persönliche Kontakte geworden sind. Wie selbstverständlich war es doch vor Corona noch, einfach mal andere Menschen zu treffen und mich mit ihnen zu unterhalten. Daher war dieser früher so selbstverständliche Besuch bei meinem Friseur etwas ganz Besonderes. Zu vielen Menschen pflege ich den Kontakt im Augenblick nur über Telefonate, Emails und Videokonferenzen.

In diese Zeit der Entbehrung, in der wir auf viele vertraute Dinge verzichten müssen, spricht die Passionszeit und lädt uns ein, Dinge neu zu bewerten und uns neu auszurichten.

Der Wochenspruch für den heutigen Sonntag begleitet uns einen Schritt weiter durch die Passionszeit: "Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben als Lösegeld für viele."  (Mt 20,28)

Nicht sich dienen lassen, sondern selber dienen. Sich selbst klein machen, um Großes zu Bewirken. Jesus selbst lädt uns ein, über freiwilligen Verzicht nachzudenken. In einer Zeit, in der wir gezwungen sind, auf Vieles zu verzichten, klingt dies für mich wie eine zusätzliche Herausforderung. Jesus selbst verzichtet auf sämtliche Machtansprüche. Er nimmt sich selbst zurück. Er folgt dem Plan Gottes ohne Rücksicht auf sein eigenes Leben. So öffnen sich Lebensräume für Viele.

Die Passionszeit ist eine Zeit, in der wir besonders eingeladen sind, über Entbehrungen und Verzicht nachzudenken. Sie lädt uns ein, uns neu auszurichten und darüber nachzudenken, welche Dinge in meinem Leben eine Rolle spielen. Was ist mir wirklich wichtig? Worauf lege ich großen Wert? Worauf möchte ich eigentlich nicht verzichten? Was fehlt mir? Was fehlt mir überhaupt nicht?

Liebe Gemeinde,

Verzicht – freiwillig – oder auch nicht – führt dazu, dass ich lerne, Dinge neu einzuschätzen bzw. neu zu bewerten. Verzicht öffnet Räume, mich weiter zu entfalten und über mich hinauszuwachsen. Wie oft halte ich mich ängstlich an Konventionen fest?

Ist das nicht mehr möglich, bin ich auf mich selbst zurückgeworfen. Mir selbst und meinen Gedanken ausgeliefert. Eine Situation, die wir in unserem gewohnten Alltag oft vermeiden. Und so kann ich mich gerade in diesem Jahr von der Passionszeit neu einladen lassen.

Aus dem erzwungenen - vielleicht quälenden Verzicht- wird eine Zeit der Besinnung. Hier wächst eine neue Chance für mich ganz persönlich.

In unserem Wochenspruch wird uns versprochen, dass Jesus sich nicht dienen lässt, sondern er uns dient. Dies ist ein wichtiger Gedanke zum Gottesdienst, eine weitere Sache, die mir in diesen Tagen sehr fehlt.

Gottesdienst bedeutet Gott dient uns – Gott dient mir.  Er öffnet einen Raum für uns, in den wir so kommen dürfen, wie wir sind. Wir kommen dort an, mit allem, was wir in den letzten Tagen erlebt und mit allem was uns bewegt und beschäftigt hat. Ihm dürfen wir an Herz legen, was uns quält. Ihm dürfen wir sagen, was wir in diesen Tagen neu entdecken. Die Momente, die früher allzu selbstverständlich – und doch jetzt wieder kostbar sind. Vor ihm dürfen wir auch zugeben, was uns gar nicht fehlt. Vor ihm dürfen wir loslassen, was uns nicht guttut. Unabhängig davon, ob wir damit Erwartungen entsprechen oder nicht. Hier müssen wir nichts beschönigen.  

All das dürfen wir Gott zu Füßen legen und dann für eine Weile loslassen. Alles um uns herum hat am Sonntagmorgen eine Stunde Pause. In Zeiten, in denen wir uns sonntags nicht zum Gottesdienst treffen dürfen, werden andere Dinge zum Gottesdienst. So ist das zum Beispiel meine tägliche stille Zeit, die ich mit Gott verbringe und mich von ihm neu füllen lasse. Der Gottesdienst, liebe Gemeinde, von dem unser heutiger Wochenspruch redet, ist unabhängig von Zeiten und Räumen. Ich kann zu Hause Gottesdienst feiern – z.B. mit dieser Andacht, oder aber auch, indem ich an den zahlreichen digitalen Angeboten, die die Gemeinden zurzeit anbieten, teilnehmen, oder ganz einfach, indem ich mir das Gesangbuch zur Hand nehme und vielleicht die Lieder singe oder als Gebet spreche.

All das öffnet mir einen Raum, alles loszulassen, was mich beschäftigt. Das was wichtig ist, werden wir danach wiederfinden. Vielleicht aus veränderter Perspektive.

"Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben als Lösegeld für viele." 

Amen.

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